Konzept

Der wesentliche Unterschied der Waldkindergärten gegenüber normalen Kindergärten ist, dass sich „Waldkinder“ überwiegend in der Natur aufhalten und vorwiegend mit den Dingen spielen, die sie im Wald oder auf dem Feld vorfinden. Besonders in einer anfangs unüberschaubaren Umgebung im Wald ist eine vertraute, Sicherheit gebende, herzliche und humorvolle Atmosphäre wichtig. So kann die Grundlage dafür geschaffen werden, die Freiräume und den Aktionsradius der Kinder allmählich zu erweitern.

Wir halten es für besonders wichtig, den Kindern ein positives Selbstwertgefühl, innere Ausgeglichenheit, Neugierde und die Fähigkeit sich über einen längeren Zeitraum mit einer Sache zu beschäftigen, mit auf den Weg zu geben. Sie werden von uns, nur wenn unbedingt nötig, in ihren Erforschungs- und Spielprozessen gestört.

Klarheit im Handeln, in der Sprache und den gemeinsamen Zielen erscheint uns selbstverständlich. Die Begleitung der Persönlichkeitsentwicklung des Kindes erfordert Fachwissen, Bereitschaft zu regelmäßigen Fortbildungen und die Fähigkeit zu detaillierter Beobachtung des Kindes und dessen Entwicklungsstand.

Integration/Inklusion

Inklusive Erziehung im Kindergarten empfinden wir als Bereicherung. Sie weckt die Aufmerksamkeit der Kinder und Erwachsenen füreinander, verstärkt das gegenseitige Einfühlungsvermögen, fördert Toleranz und Akzeptanz. Wir haben einen hohen Erfahrungsschatz mit der Betreuung von Kindern mit erhöhtem oder wesentlich erhöhtem Förderbedarf. In der Stadt sowie im Wald erfahren alle Kinder im Sinne der Integration und Inklusion durch eine „anregungsreiche und flexible Gestaltung des pädagogischen Angebotes, dass sie in der Gemeinschaft mit anderen Kindern gleichermaßen Zugang zu allen Bildungsangeboten haben.“ (BBP 2014)

Bei uns darf jedes Kind mit seinen individuellen Besonderheiten so sein, wie es ist. Inklusion ist uns ein wichtiges Anliegen.

Die Stadtgruppe

In unserem Kleinkindbereich werden 14-16 Kinder in einer altersgemischten Gruppe betreut. Die ein bis dreijährigen Kinder werden von den Erzieher*innen in ihrem Loslösunsprozess von zu Hause und in ihrer Integration in die Gruppe unterstützt. Die Erzieher*innen pflegen einen liebevollen und humorvollen Umgang mit den Kindern, so dass sie sich sicher und emotional geborgen in der Gruppe fühlen. Die Kinder werden auf den Wechsel in die Waldgruppe durch das tägliche nach draußen gehen vorbereitet. Es gibt regelmäßige Waldtage ab dem Frühjahr des Jahres, in dem die Kinder in den Wald wechseln. Kinder, die bis zum 30.09. geboren sind, wechseln im August des gleichen Jahres in die kleine Waldgruppe und fahren ab diesem Zeitpunkt regelmäßig (vier Tage die Woche) in den Wald.

In unserer Kita betreuen wir je nach Standort ca. 55 Kinder im Alter von 1 – 7 Jahren. Unsere paritätischen Teams bestehen aus pädagogischen Fachkräften, einem Leitungsteam für alle Standorte und FöJler*innen. Unsere pädagogische Arbeit richtet sich nach dem Berliner Bildungsprogramm.

Tagesablauf Stadtkinder:

  • 8:00-9:00 Uhr Ankommen und Frühstück
  • 9:15 Uhr Morgenkreis
  • 9:45-11:15 Uhr Anziehen und Rausgehen
  • 11:30 Uhr Mittagessen
  • 12:30-14:00 Uhr Mittagsruhe
  • 14:00-17:00 Uhr Freies Spiel, Vesper und Abholen

Die Waldgruppe

Die drei bis sechsjährigen Kinder fahren morgens um 8:45 Uhr mit Bussen zweier Busunternehmen in den Wald nach Schönwalde. Im Moment werden in der großen Waldgruppe ca. 25 Waldkinder von drei Erzieher*innen und einem/einer FöJler*in begleitet. In der kleinen Waldgruppe sind es ca. 13 Kinder die von zwei Erzieher*innen begleitet werden. Die Kinder verbringen mindestens 2,5 Stunden im Wald, die sie zum Spielen nutzen können. Natürlich werden wir die Kinder in ihrem Erforscherdrang und wenn nötig mit geeigneten Materialien versorgen. Um 12 Uhr bringt der Bus die 3-4jährigen Kinder (Kleine Waldgruppe) wieder zurück in die Stadt und um 13.30 Uhr die 4-7jährigen (Große Waldgruppe). Den Nachmittag verbringen die Kinder gemeinsam im Kindergarten oder auf umgliegenden Spielplätzen.

Der Wald bietet Kindern alles, was sie für ihre Entwicklung brauchen. Es gibt unzählige Möglichkeiten und Anregungen sich zu bewegen: klettern, springen, matschen, sich verstecken, balancieren, toben, sich kullern. Im Wald gibt es Zeit und Ruhe, um alleine zu spielen, zu forschen und zu staunen. Das Spielen im Wald regt die Phantasie der Kinder an und fördert ihre Kreativität. Der Wald ist vertraut und doch jeden Tag, durch die unterschiedlichen Witterungen und den Lauf der Jahreszeiten, neu. Der alltägliche Aufenthalt im Waldkindergarten, der Erfahrungsgewinn in vielerlei Hinsicht wird die Kinder in ihrer Entwicklung ihrer Kompetenzen – Ich-Kompetenz, soziale Kompetenz, Sachkomptenz – unterstützen und sie dahin führen, dass sie den Übergang in die Grundschule gut bewältigen können.

Tagesablauf kleine und große Waldgruppe:

  • 8:00-8:45 Uhr Ankommen
  • 8:45 Uhr Abfahrt des Busses

  • 9:15 Uhr Ankunft im Wald
  • 9:15-9:45 Uhr Wandern zum Morgenkreisplatz und Frühstück
  • 10:00-12:00 Uhr Freies Spiel und Angebote je nach Simmung/Situation der Kinder
  • 12:00 Uhr Rückfahrt in den Kindergarten (kleine Waldgruppe)
  • 13:30 Uhr Rückfahrt in den Kindergarten (große Waldgruppe)
  • 12:45 Uhr bzw. 14:00 Uhr Mittagessen
  • 14:00-15:00 Uhr Mittagsruhe / Vorlesezeit
  • 15:00-17:00 Uhr Freies Spiel, Vesper, Angebote und Abholen

Drinnen & Draußen

Der Wald bietet Kindern die Möglichkeit, sich optimal zu bewegen. Er fördert die Motorik der Kinder, ohne dass künstlich Bewegungsanreize geschaffen werden müssen. Für die grobmotorische Entwicklung der Kinder ist der Wald selber eine riesige, immer wieder neu vielgestaltige und attraktive Bewegungsherausforderung. Die Kinder bekommen durch die unterschiedliche Bodenbeschaffenheit einen sicheren Umgang mit den Grenzen und Möglichkeiten des eigenen Körpers. Ihrer Entwicklung entsprechend können sie diese Grenzen selbständig erweitern. Sie entscheiden zum Beispiel selber, in welcher Weise, in welchem Tempo und an welcher Stelle sie einen Hang hinauf- oder hinunterklettern. Der Gleichgewichtssinn wird beim Klettern, Balancieren und beim Wippen auf Bäumen, Baumstämmen und Ästen gefördert.
Ein Stein im Schuh, ein verrutschter Strumpf, offene Schnürsenkel ein schlechtsitzender Rucksack usw. werden sofort wahrgenommen, weil sie das Laufen beschwerlich machen.

Kälte und Wärme sind intensiver erfahrbar als in geschlossenen Räumen, und die Kinder lernen selbstständig durch An- oder Ausziehen von Kleidungsstücken darauf zu reagieren.

Bei unseren täglichen Wanderungen im Wald sehen wir viele Veränderungen in der Natur. Das Licht zum Beispiel ist anders als am Vortag, es liegt mehr Laub, Reifen- und Tierspuren sind hinzugekommen, Knospen haben sich entwickelt, Bäume sind gefällt worden oder umgestürzt, Pfützen sind getrocknet, die Wildschweine haben Junge bekommen. Wir riechen vermodertes Laub, Blütenduft, vorbeigehende Pferde, ein frisch gedüngtes Feld und lernen, dass jeder von uns Gerüche unterschiedlich empfindet. Wir hören den Wind, Vogelgezwitscher, Laubrascheln, Spechtklopfen, Hundegebell, Trecker, Motorsägen, das Röhren des Rotwilds, das Knacken der Zweige und lernen die Geräusche zuzuordnen. Wir spüren Wind, Kälte, Nässe, Sonne und ertasten die Beschaffenheit unterschiedlicher Naturmaterialien, wie Moos, Baumrinden, Steine, Weidenkätzchen.

Eingewöhnung

Die Gestaltung der Eingewöhnung hat für uns einen sehr hohen Stellenwert.

Der Übergang aus der Familie in den Kindergarten bedeutet für jedes Kind sowie für die Eltern eine große Herausforderung. Es ist ein emotional beladener Moment für das Kind, die Eltern und die Erzieher*innen. Das Kind trifft auf eine unbekannte Umgebung mit zunächst fremden Personen und muss sich zudem von seinen bisherigen Bezugspersonen trennen. Die Eltern geben ihr Kind in fremde Hände und erleben die Trennung oft auch als schmerzlich. Diesen Schmerz wollen wir ernst nehmen und mit Fürsorge, menschlicher Zuwendung, Empathie und Zeit begegnen.

Während der Eingewöhnungsphase orientieren wir uns an dem Berliner Eingewöhnungsmodell, das die schrittweise Ablösung von den Eltern vorsieht und individuell mit den Eltern abgestimmt wird.

Der Erstkontakt erfolgt zwischen den Eltern und der Kindergartenleitung. Dabei sind folgende Inhalte von Bedeutung: Erläuterung des Konzepts, Regelung der Formalitäten, Rundgang durch die Einrichtung sowie Aushändigung wichtiger Unterlagen (Notfallbogen, Fragebogen, Merkliste, Telefonnummer der Gruppe).

Das Eingewöhnungsgespräch findet zwischen dem/der jeweiligen Bezugserzieher*in und den Eltern im Kindergarten statt. Zu diesem Termin sollten die Eltern den ausgefüllten Fragebogen mitbringen. Neben den Personalien werden alle wichtigen Informationen über das Kind besprochen (Gewohnheiten, Interessen, Besonderheiten), so dass die pädagogische Fachkraft individuell auf das Kind eingehen kann.

Die Eingewöhnung verläuft in unserer Einrichtung folgendermaßen.

In den ersten Tagen bleiben die Eltern im Kindergarten. So haben alle die Gelegenheit, sich kennen zu lernen und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Die Eingewöhnungsphase kann bis zu drei Wochen dauern. Dies ist ein Richtwert, der nach individuellen Erfordernissen angepasst (verkürzt oder verlängert) werden kann.

In dieser sensiblen Phase sind die Eltern stille Beobachter*innen und zugleich der sichere Hafen für ihr Kind. Von dort aus kann das Kind losziehen und seine Umgebung entdecken, aber jeder Zeit zurückkehren und neue „Kraft tanken“.

Nach und nach wird die Aufenthaltszeit der Kinder verlängert und die Eltern trennen sich für kurze Zeit von ihrem Kind. Die Zeit der Trennung wird dann in Absprache mit den Eltern schrittweise verlängert und richtet sich nach dem Verhalten des Kindes.

Die Eingewöhnungszeit kann als abgeschlossen betrachtet werden, wenn die Fachkräfte das Kind im Ernstfall trösten können.

Eine „sanfte“ Eingewöhnung ist die Voraussetzung für das Gelingen.

Die Erzieher*innen verstehen sich als Entwicklungsbegleiter*innen und handeln nach dem integrativen Ansatz, der sich an den Bedürfnissen, Fähigkeiten und Interessen der Kinder orientiert. Im Einzelnen definieren sie ihre Rollen wie folgt: Bezugspersonen für Kinder und Eltern, Beobachter*innen, Spielpartner*innen, Vorbild, Fachperson, Vertrauensperson sowie Verantwortliche für die Kinder.