Der wesentliche Unterschied der Waldkindergärten gegenüber normalen Kindergärten ist, dass sich „Waldkinder“ überwiegend in der Natur aufhalten und vorwiegend mit den Dingen spielen, die sie im Wald oder auf dem Feld vorfinden. Besonders in einer anfangs unüberschaubaren Umgebung im Wald ist eine vertraute, Sicherheit gebende, herzliche und humorvolle Atmosphäre wichtig.
So kann die Grundlage dafür geschaffen werden, die Freiräume und den Aktionsradius der Kinder allmählich zu erweitern. Bei uns werden die Kinder nach ihrem Waldvormittag mit dem Bus wieder in den Kindergarten gefahren, essen dort gemeinsam zu Mittag und können nach der Mittagsruhe in den Räumlichkeiten spielen. Dabei ist uns wichtig, dass es einen Bezug zu dem am Vormittag Erlebten gibt.
Die Stadtgruppe
In unserem Kleinkindbereich werden ca. 16 Kinder in einer altersgemischten Gruppe betreut. Die ein bis dreijährigen Kinder werden von den Erzieher*innen in ihrem Loslösunsprozess von zu Hause und in ihrer Integration in die Gruppe unterstützt. Die Erzieher*innen pflegen einen liebevollen und humorvollen Umgang mit den Kindern, so dass sie sich sicher und emotional geborgen in der Gruppe fühlen. Die Kinder werden auf den Wechsel in die Waldgruppe durch das tägliche nach draußen gehen vorbereitet. Es gibt regelmäßige Waldtage ab Frühjahr des Jahres, in dem die Kinder in den Wald wechseln. Kinder, die bis zum 30.09. geboren sind wechseln im August des gleichen Jahres in die kleine Waldgruppe und fahren ab diesem Zeitpunkt regelmäßig (vier Tage die Woche) in den Wald.
In unserer Kita betreuen wir je nach Standort ca. 55 Kinder im Alter von 1 – 7 Jahren. Unsere paritätischen Teams bestehen aus pädagogischen Fachkräften, einem Leitungsteam für alle Standorte und FöJlern. Unsere pädagogische Arbeit richtet sich nach dem Berliner Bildungsprogramm.
Tagesablauf kleine Gruppe (Stadtkinder):
8:00-9:15 Uhr Ankommen und Frühstück
9:30 Uhr Morgenkreis
10:00-11:30 Uhr Anziehen und Rausgehen
11:30 Uhr Mittagessen
12:30-14:00 Uhr Mittagsruhe
14:00-17:00 Uhr Freies Spiel, Vesper und Abholen
Die Waldgruppe
Die drei bis sechsjährigen Kinder fahren morgens um 8:45 Uhr mit Bussen zweier Busunternehmen in den Wald nach Schönwalde ( Kollwitzstraße/ Gaudystraße/ Cantianstraße bzw. in den Wald bei Bernau-Waldfrieden (Erich-Nehlhans-Straße). Im Moment werden in der großen Waldgruppe ca. 25 Waldkinder von drei Erzieher*innen und einem FöJler begleitet. In der kleinen Waldgruppe sind es ca. 13 Kinder die von zwei Erzieher*inn begleitet werden. Die Kinder verbringen mindestens 2,5 Stunden im Wald, die sie zum Spielen nutzen können. Natürlich werden wir die Kinder in ihrem Erforscherdrang und wenn nötig mit geeigneten Materialien versorgen. Um 12 Uhr bringt der Bus die 3-4jährigen Kinder (Kleine Waldgruppe) wieder zurück in die Stadt und um 13.30 Uhr die 4-7jährigen (Große Waldgruppe) und sie verbringen den restlichen Tag im Kindergarten.
Der Wald bietet Kindern alles, was sie für ihre Entwicklung brauchen. Es gibt unzählige Möglichkeiten und Anregungen sich zu bewegen: klettern, springen, matschen, sich verstecken, balancieren, toben, sich kullern. Im Wald gibt es Zeit und Ruhe, um allein zu spielen, zu forschen und zu staunen. Das Spielen im Wald regt die Phantasie der Kinder an und fördert ihre Kreativität. Der Wald ist vertraut und doch jeden Tag, durch die unterschiedlichen Witterungen und den Lauf der Jahreszeiten, neu.
Tagesablauf große Gruppe (Kleine und Große Waldgruppe):
8:45 Uhr Abfahrt des Busses
9:15 Uhr Ankunft im Wald
9:15-9:45 Uhr Wandern zum Morgenkreisplatz und Frühstück
10:00-12:00 Uhr Freies Spiel und Angebote je nach Simmung/Situation der Kinder
12:00 Uhr Rückfahrt in den Kindergarten
12:45 Uhr bzw. 13:30 Uhr Mittagessen
14:00-15:00 Uhr Mittagsruhe / Vorlesezeit
15:00-17:00 Uhr Freies Spiel, Vesper, Angebote und Abholen
Der alltägliche Aufenthalt im Waldkindergarten, der Erfahrungsgewinn in vielerlei Hinsicht wird die Kinder in ihrer Entwicklung ihrer Kompetenzen – Ich-Kompetenz, soziale Kompetenz, Sachkomptenz – unterstützen und sie dahin führen, dass sie den Übergang in die Grundschule gut bewältigen können.
Wir halten es für besonders wichtig, ihnen ein positives Selbstwertgefühl, innere Ausgeglichenheit, Neugierde und die Fähigkeit sich über einen längeren Zeitraum mit einer Sache zu beschäftigen, mit auf den Weg zu geben. Die Kinder werden von uns, nur wenn unbedingt nötig, in ihrem Erforschungs- und Spielprozessen gestört.
Was hat der Wald den Kindern zu bieten?
Der Wald bietet Kindern die Möglichkeit, sich optimal zu bewegen. Er fördert die Motorik der Kinder, ohne dass künstlich Bewegungsanreize geschaffen werden müssen. Im grobmotorischen Bereich ist der Wald selber eine riesige, immer wieder neu vielgestaltige und attraktive Bewegungsherausforderung. Die Kinder bekommen durch die unterschiedliche Bodenbeschaffenheit einen sicheren Umgang mit den Grenzen und Möglichkeiten des eigenen Körpers. Ihrer Entwicklung entsprechend können sie diese Grenzen selbständig erweitern. Sie entscheiden zum Beispiel selber, in welcher Weise, in welchem Tempo und an welcher Stelle sie einen Hang hinauf- oder hinunterklettern. Der Gleichgewichtssinn wird beim Klettern, Balancieren und beim Wippen auf Bäumen, Baumstämmen und Ästen gefördert. Ein Stein im Schuh, ein verrutschter Strumpf, offene Schnürsenkel, ein schlechtsitzender Rucksack usw. werden sofort wahrgenommen, weil sie das Laufen beschwerlich machen. Kälte und Wärme sind intensiver erfahrbar als in geschlossenen Räumen, und die Kinder lernen selbstständig durch An- oder Ausziehen von Kleidungsstücken darauf zu reagieren. Bei unseren täglichen Wanderungen im Wald sehen wir viele Veränderungen in der Natur. Das Licht zum Beispiel ist anders als am Vortag, es liegt mehr Laub, Reifen- und Tierspuren sind hinzugekommen, Knospen haben sich entwickelt, Bäume sind gefällt worden oder umgestürzt, Pfützen sind getrocknet, die Wildschweine haben Junge bekommen. Wir riechen vermodertes Laub, Blütenduft, vorbeigehende Pferde, ein frisch gedüngtes Feld und lernen, dass jeder von uns Gerüche unterschiedlich empfindet.Wir hören den Wind, Vogelgezwitscher, Laubrascheln, Spechtklopfen, Hundegebell, Trecker, Motorsägen, das Röhren des Rotwilds, das Knacken der Zweige und lernen die Geräusche zuzuordnen. Wir spüren Wind, Kälte, Nässe, Sonne und ertasten die Beschaffenheit unterschiedlicher Naturmaterialien, wie Moos, Baumrinden, Steine, Weidenkätzchen.
Klarheit im Handeln, in der Sprache und den gemeinsamen Zielen erscheint uns selbstverständlich. Die Begleitung der Persönlichkeitsentwicklung des Kindes erfordert Fachwissen, Bereitschaft zu regelmäßigen Fortbildungen und die Fähigkeit zu detaillierter Beobachtung des Kindes und dessen Entwicklungsstand.